E20 Zürich hat hingeschaut: Netto-Null in der städtischen Landwirtschaft – Utopie oder machbar?

Shownotes

Wer an Zürich denkt, hat wohl eher die mondäne Bahnhofstrasse, den Paradeplatz oder die Universität vor Augen – und weniger Kühe und Bauernhöfe. Doch auch sie gibt es im Stadtgebiet: 25 Landwirtschaftsbetriebe sind es. Auch auf diesen soll das Netto-Null-Ziel, das sich die Stadt bis 2040 gesetzt hat, erreicht werden. Doch ist das überhaupt realistisch?

Dieser Frage sind Forschende des FiBL nachgegangen. Einer von ihnen ist Philipp Oggiano. Gemeinsam mit den Landwirt:innen wurden verschiedene Szenarien entwickelt und durchgerechnet.

«Es sind alles Extremszenarien», sagt Oggiano. So habe man den gesamten Handlungsspielraum der städtischen Landwirtschaft aufzeigen wollen. Nur in einem der vier Szenarien würde das Netto-Null-Ziel knapp erreicht werden. In diesem Modell müssten alle Nutztiere aus der gesamten städtischen Landwirtschaft verbannt werden. Das Gras von den Wiesen würde dann nur noch in Biogasanlagen zur Energieerzeugung genutzt. Um Emissionen zu kompensieren, würde Pflanzenkohle eingesetzt und Bäume gepflanzt. «Dieses Szenario hat beträchtliche Zielkonflikte und ist so eigentlich nicht umsetzbar», sagt der Forscher. Durch das Fehlen der Tiere würden zum Beispiel weniger Lebensmittel produziert.

Die Untersuchung zeigt Dilemmas auf – ein berechnetes Szenario kommt zwar mit deutlich weniger fossilen Energieträgern aus, ist aber dennoch mit mehr Treibhausgasemissionen verbunden. Ein anderes Modell ist deutlich besser bei den Treibhausgasen, drückt aber stark auf die Einkommen der Landwirt:innen. Diese Zielkonflikte müssten adressiert werden, wenn man solche Themen anpackt, sagt Oggiano.

Bei der Bestellerin der Studie, der Stadt Zürich, heisst es, man anerkenne diese Zielkonflikte und wolle nun mit verschiedenen Massnahmen die Klimabilanz auf den Betrieben verbessern. Bernhard Koch ist bei der Stadt zuständig für die Landwirtschaft.

Er nennt die Reduktion fossiler Treibstoffe, die Produktion erneuerbarer Energie, Agroforstsysteme sowie den Einsatz von Pflanzenkohle auf den Betrieben. Tiere hätten auf dem städtischen Grünland weiterhin ihre Berechtigung.

«Man kann nicht meinen, man könne Nahrungsmittel produzieren und die Landschaft bewirtschaften, ohne Emissionen zu verursachen – dies ist die wichtigste Erkenntnis», sagt Bernhard Koch.

Philipp Oggiano und Bernhard Koch sind Gäste im Podcast «Landwirtschaft.Klima.Wandel.»

Host: Silvio Liechti

Weitere Infos: www.klimabauern.ch Link zur Studie: Klimaschutz in der Landwirtschaft | Stadt Zürich

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